Seit einigen Jahren gibt es ja schon diese Werbekampagne der Sparkassen, in der eine verstaubte Bank auf einer Sitzung „das mit den Fähnchen“ beschließt, statt eines innovativen Konzeptes, das von einer vermeintlich modernen Frau vorgetragen wird.
Während ich in Mainz am Römischen Theater mal wieder auf einen Zug wartete, sah ich ein Plakat dieser Kampagne und dachte mir, dass diese auf mich ganz anders wirkt, als sie eigentlich sollte (abgesehen von dem evtl. frauenfeindlichen Touch). Oben seht ihr das besagte Plakat, digital gefunden bei XAD.
Hier auch nochmal das Video zu der Werbekampagne:
Ich, als ehemaliger Sparkassen-Kunde natürlich befangener Betrachter, musste dabei an folgendes denken:
Je stärker etwas betont wird, dass NICHT betont werden soll, desto stärker kann man sich es merken. Also die klassische Konditionierung, aber eben mit negativer Wirkung. So gilt meines Wissens auch in der Rhetorik die Regel, dass man immer die Botschaft, die man vermitteln will, ans Ende eines Satzes oder Absatzes stellt.
Betrachten wir z.B. diese Aussagen:
„Bitte stelle die Gläser nicht in das obere Regal, SONDERN in das untere.“
„Bitte stelle die Gläser in das obere Regal, NICHT in das untere.“
Je nachdem, an welcher Stelle man die Verneinung einbaut, kann der Satz unbewusst anders wirken. Denn der letzte Teil des Satzes bleibt meist stärker im Gedächtnis und so kommt es dann später beim Empfänger dazu, dass er das ursprünglich verneinte für richtig hält – einzig aufgrund der Betonung bzw. Positionierung am Ende des Satzes.
Die Headline im oben gezeigten Plakat „Ganzheitliche Beratung statt 08/15“ sollte daher besser „Kein 08/15 – nur die beste ganzheitliche Beratung“, „08/15 kann jeder – ganzheitliche Beratung nur wir“ oder so ähnlich lauten.
Beim Werbespot alles richtig gemacht, oder nicht?
Die Video-Kampagne der Sparkasse ist zwar dramaturgisch auch so aufgebaut, dass erst das Negative, dann das Positive kommt. Aber ich finde, dass aufgrund der gesamten Gewichtung des Negativen dieses auch deutlich stärker wirkt. Und in Kombination mit den anderen Werbemittel – denn ein Werbemittel wirkt niemals alleine – sieht das auch noch mal anderes aus. Schaut man sich z.B. ein Plakat der Kampagne nur flüchtig von Weitem an und liest lediglich die Überschrift(en), dann bleibt der Eindruck eher so, dass man die Sparkasse mit einer von alten Männern dominierten und konservativen Bank verbindet (wobei sie das Wort „Bank“ an sich schon nicht verdient hat).
Die Kernbotschaft der Sparkassen-Werbung
Ich wette auch mit jedem von euch, dass wenn man 100 Menschen nach dieser Werbekampagne der Sparkassen fragt, die Mehrheit „das mit nen Fähnchen“ im Kopf hat und so antworten wird. Man verbindet eben diesen Spruch – dank der Werbekampagne – absolut unzertrennlich mit den Sparkassen. Die eigentlich gewollte Botschaft – nämlich, dass die Sparkassen genau das Gegenteil sind und machen – wird nicht glaubhaft transportiert.
Verbesserungs-Vorschläge für die Sparkassen
Dazu müsste die Kampagne entweder noch stärker überzeichnet sein oder gleich dass eigentliche Kommunikations-Ziel in den Vordergrund stellen. Warum versucht es die Sparkasse nicht mal damit, dass der Spieß umgedreht wird, also dass die Sparkasse als extrem hipper und moderner Laden gezeigt wird (also auch mega übertrieben wie eine Zukunftsversion) und ein neuer Mitarbeiter/Chef versucht, daraus eine konservative verstaubte Bank zur machen. Oder mit Kunden, die das mit den Fähnchen bestellen und dann aberwitzig modernen Dingen überrascht werden…
Mit anderen Worten: Warum machen die Sparkassen eigentlich nicht genau das Gegenteil von dem, was sie gerade tun???
Ich lasse mich gerne von nackten Zahlen überzeugen, dass die Kampagne ihr Ziel erreicht, sehe das aber sehr sehr skeptisch. Verbessern sich dadurch wirklich die Imagewerte der Sparkassen bei jungen Menschen (das soll bestimmt das Ziel sein)?
Wie wirkt die Sparkassen-Werbung auf euch, positiv oder negativ?
Der Anstieg der Facebook-Aktie in den Monaten nach dem verkorksten Börsengang ist an sich schon sehr beeindruckend, aber zugleich auch unheimlich. Betrachtet man den Werdegang der Google- oder Apple-Aktie, ist das aber nicht so unrealistisch.
Die Frage, die bei Facebook immer gestellt werden muss, ist, ob dort bei der Schaltung von Werbung alles mit rechten Dingen zugeht. Berichte über gekaufte Likes kennt jeder – egal ob Anhänger der CDU oder von irgendwelchen Prominenten.
Videoblogger Derek Muller ist der Sache mal auf den Grund gegangen und hat für einen digitalen Versandhandel von Donuts (die Idee könnte auch vom Postillion sein) eine Facebook-Seite erstellt und diese entsprechend innerhalb von Facebook beworben.
Was dann passiert, ist extrem interessant… schaut es euch an, auch wenn das Video 9 Minuten lang ist:
Nun muss man dazu sagen, dass es bei Facebook sehr schöne Targeting-Optionen gibt, so dass man keinerlei (Fake) Likes aus Ländern erhält, die einen nicht interessieren (oder aus Städten, Altersgruppen, etc.).
Und wir reden hier nicht von Seitenbetreiber, die ihre eigene Seite mit gekauften Likes aufwerten wollen (siehe CDU etc.), sondern von Anzeigen, die bei Facebook geschaltet werden, um echte Nutzer als Fans für eine Fanpage zu gewinnen.
Daher ist das Ganze sehr bedenklich und lässt viele Fragen offen:
- Verhindert Facebook wirklich, dass gegen Bezahlung Fake Likes erstellt werden?
- Wie verhindert Facebok das?
- Erhalten Seitenbetreiber eine Entschädigung für Fake Likes?
- Kann man die Fake Likes wieder entfernen (lassen)?
Eigentlich müsste man sich mal den Aktien-Bericht von Facebook genauer anschauen und dabei die Länder unter die Lupe nehmen, die hier im Verdacht stehen. Theoretisch müsste dort ja der interne Umsatz von Facebook mit solchen Anzeigen im Verhältnis zur Anzahl der Nutzer deutlich höher liegen als in anderen Ländern (der eigentliche Umsatz erfolgt z.B. in Deutschland oder Europa). Vermutlich wird es aber solche Zahlen nicht in dem Report geben…
Was denkt ihr zum Thema gekaufte Likes bei Facebook?
ps.: Während ich mir das Video anschaute, sehe ich direkt daneben Werbung von Facebook 🙂
via Wiwo